05.12.2014
«Woher stammt der innere Spieltrieb des Menschen?»
«Lieber Felix, kannst du uns verraten, woher der innere Spieltrieb kommt, der bei fast jedem Menschen feststellbar ist? Ist er genetisch bedingt? Oder hat es mit der Erziehung/Sozialisierung zu tun?», das wollte Thomas Wyss vom Tagesanzeiger von unserem Casino-Experten wissen.
Lieber Thomas,
Jeder Mensch besitzt diesen Spieltrieb, unabhängig von seiner Erziehung oder Kultur. Zu diesem Schluss kommt der niederländische Kulturhistoriker Johan Huizinga in seinem Werk Homo ludens. Ihm reichten die bisherigen Kategorisierungen des Menschen in Homo sapiens – der denkende, weise Mensch – und Homo faber – der schaffende, gestaltende Mensch – nicht aus.
Denn nebst dem Denken und Schaffen zeichnen wir Menschen uns darin aus, dass wir Kulturen herausbilden. Huizinga fand heraus, dass wir bereits leidenschaftlich gespielt haben, bevor eine richtige Zivilisation existierte. Weil es beim Spiel nicht primär um logisches und zielgerichtetes Handeln geht, bildet sich Raum für Kultur und Lebensfreude. Aus diesen spielerischen Handlungen entstehen dann aber Regeln und Strukturen, welche eine Kultur formen und prägen. Der Spieltrieb des Menschen zeigt sich in den unterschiedlichsten Bereichen. So geht es bei neuen technologischen Entwicklungen vordergründig zwar um Nützlichkeit, doch nur schon die Vielfalt an Designs und die Suche nach dem Schönen im Nützlichen ist ein Hinweis auf die verspielte Natur des Menschen.
Man kann also sagen das Spiel gehört zum Menschen, oder mit den Worten Schillers: «Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.»
Herzlich,
Dein Felix